Bei der Konzeption von Wellnessräumen hat Individualität heute oberste Priorität. So soll sich ein Dampfbad häufig auch in unkonventionelle Grundrisse einfügen. Hinzu kommen die Komfortansprüche der Benutzer. Ergonomie, Behaglichkeit, Hygiene und Sicherheit sind Punkte, die bei der Planung berücksichtigt werden müssen. Das alles erfordert Flexibilität bei der Formgebung und stellt hohe Ansprüche an die bautechnische Ausführung. Aufgrund des dauerhaft feuchtwarmen Klimas in einem Dampfbad kann nicht jeder beliebige Raum genutzt werden. Das Dampfbad stellt eine abgeschlossene bauliche Einheit dar, deren Wände in zweifacher Hinsicht abgedichtet werden müssen: Einerseits gilt es, Feuchteschäden an den Wänden selbst zu verhindern, andererseits muss das Gebäude, in dem die Kabine steht, vor Feuchtebelastung geschützt werden.

Klassisch gemauerte und geflieste Dampfbäder sind im Markt kaum noch zu finden. In der Regel findet man heute vorgefertigte Kabinen aus Hartschaum-Leichtbauplatten, die vor Ort gefliest werden. Mit gewebe- und zementbeschichteten Platten lassen sich auch größere freitragende Konstruktionen realisieren. Aufgrund des hohen Wärmedämmwertes des Materials Styrodur oder, etwas teurer, Polystyrol – sind geringe Wandstärken möglich, wodurch die vorhandene Grundfläche optimal genutzt werden kann. Ein weiterer Vorteil ist das gegenüber massiven Steinen wesentlich geringere Gewicht, das keine besonderen statischen Anforderungen an den Aufstellort stellt. Die vorgefertigten Elemente werden zuerst im Werk zur Probe und dann an der Baustelle zusammengebaut. Zur Abdichtung der Trockenbauwände wird auf der Innenseite ein Epoxidharz als Dampfsperre aufgebracht. Auf diesen Untergrund kann dann gefliest werden.

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Im Rahmen der Vorfertigung kann durch den Einsatz von CNC-Technik heute jede beliebige Form realisiert werden – von abgerundeten Kanten über schwungvolle Bögen und Wasser ableitende Hohlkehlen bis zur Kuppeldecke, die 3-D-Fräsen aus einer dickeren Platte schneiden. Ein wesentlicher Vorteil vorgefertigter Kabinen ist, dass bereits im Werk eine Überprüfung ihrer Funktionstüchtigkeit sowie die Qualitätskontrolle nach festgelegten Parametern erfolgt.

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Ein Punkt, der immer wieder zu Problemen führt, ist die Abdichtung. Die Abdichtung von Bauwerken ist in verschiedenen DIN-Normen geregelt. Details beschreibt die DIN 18195. Die Abdichtung muss zunächst auf der Rohdecke unterhalb des Estrichs aufgebracht und an den Umfassungswänden der Kabine hochgezogen werden. In der Kabine muss ein Bodenablauf mit Gefälle erstellt werden, und im Türbereich ist unbedingt eine Schwelle vorzusehen. Mit einer zweiten Abdichtungsebene wird schließlich die Kabinenkonstruktion selbst vor Durchfeuchtung geschützt. Unmittelbar unter der Keramik- oder Natursteinoberfläche wird eine sogenannte „alternative Abdichtung“ mit mehrkomponentigem Material ausgeführt. Diese muss vollflächig und lückenlos ausgeführt werden und erfordert bei der Ausbildung von Kanten und Durchdringungen sowie Türanschlüssen extreme handwerkliche Sorgfalt.

Eine andere Variante ist der Einsatz von Porenbeton. Aufgrund der Tatsache, dass Porenbeton aufgrund seines Herstellungsverfahrens zu 80 % seines Volumens aus Luft besteht, ist er besonders leicht. Andererseits ist der hohe Luftanteil auch für die guten Wärmedämmeigenschaften des Materials verantwortlich, wodurch bei 12 cm dicken Steinen bereits auf eine zusätzliche Wärmedämmschicht verzichtet werden kann. Schließlich müssen nur 46° Celsius Raumtemperatur in der Kabine gehalten werden. Das erfordert nur eine geringe Wandstärke, spart Material und reduziert den Aufwand sowie mögliche Fehlerquellen bei der Ausführung vor Ort. Darüber hinaus lässt sich Porenbeton mit einfachem Werkzeug auf der Baustelle leicht bearbeiten und zuschneiden. Die Dichtungsschicht kann mit einem Bitumenanstrich ausgeführt werden. Darauf kommen Polystyrol- oder Styrodurplatten. Meist kann jedoch auf die zusätzliche Wärmedämmschicht verzichtet werden. Wenn man ganz sicher gehen will, kann man noch eine Alufolie als Dampfsperre einbauen. Doch in der Regel ist das nicht erforderlich. Anschließend wird Epoxydharz aufgebracht, in das die Fliesen verlegt werden. Ein solcher Wandaufbau ist absolut dampfdicht.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Deckenkonstruktion. Nach wie vor findet man in Dampfbädern gerade, planebene Decken mit verputzter Oberfläche. Auch wenn diese Decken so ausgeführt sind, dass sie bauphysikalisch funktionieren, also aus feuchtefesten Materialien bestehen, sind sie unbefriedigend, weil an einer ebenen Decke heiße Kondenswassertropfenunkontrolliert abtropfen. Außerdem können sich in einer rauen Putzstruktur Rückstände der im Dampf enthaltenen Öle ablagern. Um dies zu vermeiden, empfiehlt sich eine gewölbte Decke mit glatter Oberfläche, weil hier das Kondenswasser zu den Wänden hin abläuft. Unmittelbar über den Sitzplätzen sollten keine Leuchten oder Tellerventile angeordnet werden, weil sich entlang der Kanten von Einbauteilen Tropfen bilden.

Aufgrund des dauerhaft feuchtwarmen Klimas in einem Dampfbad ist auch der Hygiene große Aufmerksamkeit zu schenken. Innendecken sollten möglichst abgerundet und der Boden-Wand-Anschluss mit Hohlkehlprofilen ausgeführt werden. Fugenmaterialien auf Zementbasis sind für Dampfbäder ungeeignet, da sie den Beanspruchungen nicht lange standhalten. Stattdessen sind mehrkomponentige säurefeste Materalien erforderlich.