Bei der Anfahrt in den kleinen Ort südlich von München war Robert Rappold erst skeptisch, ob sich ein Engagement bei diesem Projekt überhaupt lohnen würde. Ein Neubaugebiet mit überwiegend Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften, die alle nicht nach hochwertigen Schwimmbädern aussahen. Aber genau auf diese Klientel ist der Münchner Architekt spezialisiert. In einem ersten Gespräch mit dem Bauherrn kristallisierte sich aber schnell heraus, dass dieser genau wusste, was er wollte und in der Lage war, seine Wünsche umzusetzen.

Zur Vorgeschichte: Die Vorbesitzer hatten in dem Wohngebiet angefangen zu bauen. Das Projekt wurde aber nicht zu Ende geführt, sondern noch im Rohbau weiterverkauft. Die neuen Besitzer wollten jetzt das Wohnhaus zu Ende bauen und auch die im Untergeschoss geplante Schwimmhalle finalisieren. „Im Keller des Hauses war das Schwimmbecken im Rohbau vorhanden“, erinnert sich Robert Rappold. „Der Beckenkörper war betoniert, aber noch nicht fertiggestellt. Auch eine Überlaufrinne war geplant. Das Schwimmbecken ist im Untergeschoss zweiseitig zugänglich. Außerdem war unter der zukünftigen Sauna und Dusche ein zweiter Keller für die Aufnahme der Technik vorgesehen“.

Der Bauherr hatte den sopra-Partner Seufert & Fink mit den schwimmbadtechnischen Arbeiten beauftragt. Firmenchef Attila Meier empfahl dem Bauherrn, den erfahrenen Architekten Robert Rappold hinzuzuziehen, der für die Schwimmhalle ein Gesamtkonzept entwickeln würde, sodass nicht nur ein Pool zum Schwimmen entstehen würde, sondern eine Wellness-Oase mit hoher Aufenthaltsqualität. Deshalb nahm der Bauherr Kontakt mit dem Münchner Architekten auf und lud ihn zu einer Besichtigung ein.

„Die geplante Poolgröße von 7,40 x 3,50 m entspricht etwa dem üblichen Längen-/Breitenverhältnis von 2 : 1“, beschreibt Robert Rappold die Anlage. „Deshalb macht es für den Betrachter kaum einen Unterschied, ob der Pool etwas länger ist oder nicht, solange die Proportionen eingehalten werden.“ Der Anspruch des Architekten ging, wie bei solchen Projekten üblich, über die Errichtung eines reinen Funktionsbereiches hinaus hin zu Räumlichkeiten mit hoher Aufenthaltsqualität. Der Raum grenzt an einen Tiefhof, von dem eine Leiter hinauf auf die Gartenebene führt. Das Schiebefenster zum Tiefhof war nur 30 cm von der Vorderkante des Beckens weg. Dieser Bereich war also nicht nutzbar. Neben der Schiebetüre gab es noch einmal eine Türe, die ins Freie führte auf einen 2 x 1,50 m großen überdachten Bereich des Innenhofs. „Meine Idee war“, so Robert Rappold, „dass man den überdachten Bereich und die Fensterfassade um 1,20 m nach vorne versetzt. Es entspricht genau der Fläche der darüberliegenden Terrasse vor dem Wohnbereich.“ So kamen 1,60 m als Nutz- und Aufenthaltsfläche dazu. Um die Größenordnung klarzumachen: Der vorhandene Raum erweitert sich von 53 m2 auf 66,2 m2. Diese neue Fläche musste auch bauphysikalisch präpariert werden, das heißt dass Wände und Decke mit Wärmedämmung und Dampfsperre ausgekleidet wurden.

Eine weitere Maßnahme war, die Trennung von Innen- und Außenbereich aufzuheben und den vorhandenen Tiefhof in den Wellnessbereich mit einzubeziehen. So wurde die vorhandene Fensterkonstruktion durch ein Faltklapp-Schiebefenster aus fünf Elementen ersetzt, die leicht zur Seite zu schieben sind. Außerdem setzt sich der Naturstein, der als Bodenbelag in der Schwimmhalle zum Einsatz kommt, im Außenbereich fort, sodass ein nahtloser Übergang geschaffen wurde.

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Beim Schwimmbecken ließ Robert Rappold den Boden auf 1,35 m anheben. Ursprünglich war eine viel größere Beckentiefe geplant. Auch die ursprünglich geplante Rinne, die aber nicht richtig ausbetoniert war, ließ er abschneiden. Nur auf einer Länge von 3 m auf der Gebäudeseite wurde sie belassen und nur nochmal nachgearbeitet. Von der Funktion ist es aber ein Überlaufbecken geblieben. „Da wir eine Gegenstromanlage und eine Massagestation im Becken haben“, erläutert Robert Rappold, „entsteht entsprechend viel Wellenbewegung. Um zu verhindern, dass Wasser in den Umgang schwappt, habe ich den Wasserspiegel tiefergelegt und am Beckenrand eine Blende aus Naturstein angeflanscht, die als klassischer Wellenbrecher dient. Selbst wenn jetzt mehrere Personen im Becken sind, kann kein Wasser auf den Umgang schwappen. Das funktioniert nicht nur hervorragend, sondern sieht auch noch gut aus.“

Der Pool wurde erst mit einem Feinputz und dann mit der Abdichtung und Beschichtung EcoFinish ausgekleidet. Das Material legt sich wie eine Haut über die Beckenoberfläche, ohne dass Fugen oder Brüche erkennbar sind. Mit Zustimmung des Bauherrn wurde ein Nachtblau als Beckenfarbe gewählt, die eine geheimnisvolle dunkle Wasserfarbe erzeugt, andererseits aber auch viel Licht schluckt. Deshalb ist das Becken mit gleich sechs starken Wibre-Scheinwerfern ausgestattet, um das Wasser zu erleuchten. Außerdem spiegeln sich die Leuchtstreifen der abgehängten Decke im Wasser wider.

Im Untergeschoss installierte Seufert & Fink die sopra-Schwimmbadtechnik. Verbaut sind hier ein Schwallwasserbehälter, Mess-, Regel- und Dosiertechnik „sopra-test-premium 17“, Steuerung „sopra-pool control touch“ und Desinfektionstechnik „soprazon premium 19“. Der Bauherr kann am Display in der Schwimmhalle die Anlage steuern, aber auch dank der sopra-Cloud die Anlage übers Handy bedienen.

Nach dem Poolbau erfolgte der weitere Innenausbau der Schwimmhalle. Bei der Auswahl der Materialien spielte der Schallschutz eine wichtige Rolle. Robert Rappold: „Häufig sind die Oberflächen in Schwimmhallen mit harten Materialien wie Fliesen, Keramik oder Stein ausgekleidet. Bei glatten Oberflächen gibt es natürlich keine Schallabsorption, sondern der Schall wird unangenehm laut reflektiert. Deshalb verwende ich, nicht nur aus gestalterischen Gründen, immer strukturierte und unruhige Oberflächen. Unruhig ist jetzt im positiven Sinne gemeint. Solche Oberflächen sind wesentlich schallschluckender. Steine sind zum Beispiel dreidimensional strukturiert. Das gleiche gilt für die Deckengestaltung, die ebenfalls schallschluckend ausgeführt ist.“

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Ein weiteres, von Robert Rappold gern genutztes Gestaltungselement, speziell bei kleinen Räumen so wie hier, ist der Einsatz von Spiegelelementen. Rappold: „Das Auge lässt sich durch die Spiegel betrügen, und der Raum wird scheinbar dramatisch vergrößert. Damit dies nicht zu offensichtlich ist, werden Naturstein-Lisenen auf die Spiegel gesetzt, um ein Raster in den Längswänden zu haben. Das hat zum einen den Vorteil, dass ich eine Störung des Wandsystems habe und keine durchgehende Fläche. Das Auge konzentriert sich dann nicht auf den Spiegel, obwohl durch die Spiegel scheinbar eine Vergrößerung stattfindet.“ Dazu haben die Lisenen weitere Vorteile: Sie sind auf die Wand aufgesetzt und wirken ebenfalls schallschluckend. Außerdem sind sie Teil des Beleuchtungskonzepts. Durch den Einsatz von Uplights und Downlights werden Lichtspiegelungen auf dem Naturstein erzeugt, die in den Raum reflektiert werden. Die Lisenen müssen auch nicht aus Naturstein sein. Bei anderen Projekten hat Robert Rappold auch schon zementgebundene Platten genommen, die kostengünstiger als Naturstein sind und genauso ihren Zweck erfüllen.

In dem kleinen Grundriss konnte sogar noch eine KLAFS Sauna integriert werden. „Bei der Sauna waren ebenfalls intelligente Lösungen gefragt, und wir haben jeden Zentimeter ausgereizt, um hier eine Kabine mit Wohlfühlcharakter unterbringen zu können.“ Die Sauna sollte eine Mindestbreite von 1,90 m haben, um sich darin noch hinlegen zu können. Der Bauherr wählte eine klassische finnische Sauna mit integriertem Farblichtsystem, die millimetergenau in den Raum eingepasst wurde. Und eine Dusche fand dann auch noch ihren Platz.

Die Bauarbeiten zogen sich rund eineinhalb Jahre hin, da aufgrund des kleinen Grundrisses mehrere Handwerker nicht parallel arbeiten konnten. Zum anderen waren die Natursteinarbeiten, die sowohl im Innen- als auch im Außenbereich stattfanden, sehr aufwendig. Parallel dazu wurden noch Gartenarbeiten durchgeführt. Im Frühjahr 2022 war Baubeginn, Ende 2023 waren die Arbeiten abgeschlossen und der Bauherr konnte seinen neuen Pool nutzen.

Fotos: Robert Rappold