Einen eigenen Pool zu bauen war schon lange geplant, konnte aber Zeitmangel jahrelang nicht realisiert werden. Doch jetzt war es endlich soweit: Nach über vier Jahrzehnten, in denen der Münchner Architekt Robert Rappold zahllose Schwimmbäder geplant und gebaut hat, sollte nun sein eigener Pool im Garten Realität werden. „Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch einige Dinge ausprobieren, die bei einem Kundenprojekt nicht möglich gewesen wären“, erzählt der Architekt. Natürlich wurde dann auch der Garten neugestaltet.

Eine vorhandene Holzterrasse hinterm Haus musste dem Pool weichen. Die dicken Holzbohlen aus brasilianischem IPE kamen beim Bau eines Ruhedecks mit Sitzbank im hinteren Gartenbereich wieder zum Einsatz. Zuerst wurde zum Nachbargrundstück eine 1,80 m hohe Wand gesetzt, die sowohl Sicht- als auch Schallschutzfunktion hat. Anschließend wurde ein Teil des Aushubs an der Mauer aufgeschüttet. Des Weiteren sollte hinter dem Becken eine Liegefläche geschaffen werden mit Blick über die Wasserfläche. Diese ist mit 20 cm dicken Krustenplatten belegt, die so wirken, als kämen sie direkt aus dem Steinbruch. In den Boden sind Uplights der Firma Wibre eingelassen, die bei Einbruch der Dunkelheit die Steinmauer beleuchten. Bei den Steinen rings um den Pool kommt Wachenzeller Dolomit zum Einsatz.

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Beim Schwimmbecken selber handelt es sich um ein Stahlbetonbecken in der Größe 7,70 x 3,75 m, das mit einer EcoFinish-Beschichtung ausgekleidet wurde. Die fugenlose Beschichtung ist wasserdicht, sehr beständig und fühlt sich glatt und weich an. Sie trocknet schnell, sodass der Pool in wenigen Tagen in Betrieb genommen werden kann. Und die Kunden können aus unzähligen Farben auswählen. Die ungewöhnliche Größe des Beckens ist der räumlichen Situation geschuldet. „Normalerweise ist 8 x 4 m ein gängiges Maß, was den üblichen Flächenproportionen entspricht“, erzählt Robert Rappold weiter. „Im vorliegenden Fall wurden die Beckenabmessungen etwas kleiner gewählt, weil die Schwimmbadtechnik in Verlängerung des Beckens angeflanscht ist, unterflur und damit nicht sichtbar eingebaut. Die Proportionen sind aber im Verhältnis zu dem Standardmaß von 8 x 4 m gleichgeblieben. Das Auge nimmt keinen Unterschied wahr.“ Bei den Maßen handelt es sich um die reine Schwimmlänge. An den Beckenkörper ist noch ein Kasten angeflanscht, in dem die grando-Rollladenabdeckung installiert ist.

In die Beckensohle sind die Einströmventile integriert, um eine vertikale Einströmung zu bekommen. Dann ließ sich Robert Rappold noch etwas Besonderes einfallen, was er zum ersten Mal bei seinem Privatpool umsetzte: Auf zwei Seiten wurde auf dem Beckenkopf ein Stahlblech aufgesetzt, das wie ein U ausgeformt ist und auf der Innenseite 45 cm und auf der Außenkante 15 cm misst. Auf der Außenseite ist die Überlaufrinne direkt aus dem Stahlblech ausgeformt. „Diese Konstruktion habe ich gewählt“, so Robert Rappold, „weil die Wasseroberfläche etwa 30 cm über Gartenniveau sein sollte. So hat man vom Wasser aus einen schönen Ausblick in den Garten.“ Das Stahlblech wurde in einem Stück nach den Vorgaben gekantet, geschweißt, mit einem Bockwagen in den Garten gefahren und dann auf dem Beckenkopf aufgesetzt. Jeden laufenden Meter sind Schrauben gesetzt, mit denen die Rinnenkonstruktion millimetergenau ausgerichtet werden konnte, damit das Wasser gleichmäßig über die Rinne läuft. Eine Fuge zwischen Oberkante Betonwand und Unterkante Stahlprofil wurde mit einem Zweikomponentenkleber abgedichtet. Rappold: „Das Wasser ist ein wichtiges Gestaltungselement im Garten und soll überall sichtbar sein. Daher ist der hohe Wasserspiegel von großer Bedeutung.“

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Was die Beckenfarbe betrifft, so wählte er die Farbe Anthrazit. Während eines Urlaubs auf Bali war der Hotelpool mit schwarzen Keramikplatten ausgekleidet. „Das Schwarz erzeugt tolle Farbspiegelungen im Wasser und liegt zurzeit im Trend.“ Das Wasser wird durch vier LED-RGB-Scheinwerfer aus dem Wibre-Programm nach Einbruch der Dunkelheit in allen denkbaren Farben illuminiert. Dabei sind die Scheinwerfer verdeckt unter Wasser eingebaut. Das heißt, man sieht die Lichtquelle nicht, sondern immer nur die Reflektion. Aus heutiger Sicht würde er sogar noch mehr Scheinwerfer verwenden. Rappold: „Man muss bei den Scheinwerfern die starke Lichtabsorption der schwarzen EcoFinish-Oberfläche berücksichtigen. Mit mehr und stärkeren Leuchten wäre auch die Lichtwirkung im Becken noch intensiver.“ Die Beckenoberfläche wirkt wie feines Sandpapier. Tagsüber, wenn eine intensive Sonneneinstrahlung vorhanden ist, ist die Wasserfarbe sehr angenehm. Neben Abdeckung und Scheinwerfern gehören noch eine uwe-Doppeljet-Gegenstromanlage und eine Massagestation zur Beckenausstattung.

Der Technikraum wurde gewissermaßen als Verlängerung des Schwimmbeckens gebaut. Er reicht über die volle Breite des Beckens und wurde tiefer als die Beckensohle gesetzt, um eine sichere Einströmung zu gewährleisten. Im Technikraum ist die sopra-Technik für Privatpools installiert mit Filteranlage, Umwälzpumpe, Mehrwegeventil sowie die Mess- und Regeltechnik „sopra-test light“ für die Desinfektionsmittelzugabe und pH-Korrektur. Beheizt wird das Becken über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Außerdem wurde auf dem Dach des Hauses eine Photovoltaikanlage installiert, die den Strom für die Technik liefert. „Bei ausgefahrener Abdeckung beträgt der Wärmeverlust über Nacht nur 2° Celsius“, erläutert Robert Rappold. „Der Wärmeverlust ist dann morgens schnell wieder ausgeglichen. So sind die Betriebskosten des Pools minimal.“

Nach Fertigstellung des Schwimmbeckens wurde der Garten wieder neu angelegt. Drei Rhododendren, ein Magnolienbaum sowie weitere Bäume wurden per LKW aus Norddeutschland angeliefert, abgeladen und dann mit einem Raupenfahrzeug vorsichtig durch die Garage in den Garten transportiert. Die Bäume und weitere Pflanzen wurden dann in die vorbereiteten Löcher gesetzt und der Rest des Gartens wieder instandgesetzt. Insgesamt zwei Jahren dauerten der Poolbau und die Neugestaltung des Gartens. Mit dem Ergebnis zeigt sich Robert Rappold sehr zufrieden: „Viel Eigenleistung und neue Ideen sind bei dem Projekt miteingeflossen. Aber die Mühen haben sich gelohnt.“

Fotos: Robert Rappold