Gut Ding will Weile haben, ist ein altbekanntes Sprichwort. Andererseits dauern manche Dinge viel zu lange. Als im Jahre 1972 der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Rudi Arndt sagte, der Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach solle eine Schwimmhalle bekommen, konnte niemand ahnen, dass es 52 Jahre dauern würde, bis die Nieder-Eschbacher Bürger tatsächlich ein ganzjährig betriebenes Schwimmbad nutzen können. Im Jahr 2022 wurde diese Idee wieder aufgegriffen, wie der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef in seiner Eröffnungsansprache erläuterte: „Statt eine Schwimmhalle zu bauen, haben wir uns dazu entschlossen, eine Traglufthalle zu errichten. Diese ist kostengünstiger, umweltfreundlicher und ist schneller aufgebaut. Die Anlage zeigt, man kann solche Projekte nachhaltig und in einem überschaubaren Rahmen umsetzen und betreiben.“ Die Kosten der Traglufthalle belaufen sich auf etwa 6 Mio. Euro, an denen sich das Land Hessen mit etwa 1 Mio. Euro beteiligt hat. Eine Schwimmhalle nach heutigen Standards wäre auf etwa 30 Mio. Euro gekommen.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Nutzung des ehemaligen Freibades hat sich etwa um den Faktor 10 erhöht, weil die Wasserfläche jetzt auch im Winter betrieben werden kann. „So ein Stadtteilprojekt hat eine große Bedeutung“, betont Mike Josef. „Wie überall fehlen auch im Raum Frankfurt Schwimmflächen. Deshalb stellt die Traglufthalle eine unbürokratische Lösung dar. Die Kinder müssen nicht mehr in den Bus steigen und durch die halbe Stadt fahren, um am Schwimmunterricht teilnehmen zu können.“
„Es gibt mittlerweile eine Reihe von Ansätzen, um das Problem der Schwimmflächenknappheit zu lösen“, erläutert Heiko Zeuner, der maßgeblich an der Planung und Umsetzung dieses Projekts beteiligt war. „Wir wollten aber nicht eine klassische Traglufthalle nehmen, wie wir das von Tennisplätzen und anderen Anwendungen kennen. Dort wird die Warmluft eingeblasen und der Überdruck wird irgendwo wieder abgezogen. Die Vorgabe war, dass wir auch eine umweltfreundliche, energieeffiziente Betriebsweise hinbekommen. Und das haben wir hier umgesetzt.“ Die Anlage ist mit einem Blockheizkraftwerk ausgestattet, mit dem die Halle und das Wasser beheizt werden. 80 % der Wärme werden wiederverwendet. Auf einem Funktionsgebäude, das noch zusätzlich angebaut wurde und in dem Duschen und WCs untergebracht sind, wurde eine Photovoltaikanlage errichtet, die ebenfalls Strom liefert.

Der Pool, ein älteres Bestandsbecken, das vor einigen Jahren von Berndorf Bäderbau mit Edelstahl ausgekleidet wurde, misst stolze 50 m in der Länge bei einer Breite von 17 m plus einer seitlichen Ausbuchtung für die Treppe. Zur Ausstattung gehört außerdem noch eine Abdeckung. Zum Einsatz kommt hier eine Traglufthalle der Firma Paranet aus Berlin, ein Unternehmen, das auf den Bau von Traglufthallen spezialisiert ist. Im Boden befinden sich Anker wie bei einem Zelt, die einbetoniert werden. „Unsere Traglufthallen bestehen aus einer Dreischicht-Konstruktion mit mehreren Isolierfolien“, erläutert Joy Bausch, Mitglied der Geschäftsleitung bei Paranet. Die Hülle der Traglufthalle bildet ein robustes Membransystem. Es besteht aus einer inneren PVC-Membran, einer PE-Isolationsfolie in der Mitte und einer äußeren PE-Schutzfolie. Die äußere Folie kann bei Bedarf oder starker Verschmutzung ausgetauscht werden. Alle drei Komponenten sind gemäß DIN 4102 mit Brandschutzklasse 1 zertifiziert und UV-stabilisiert. Die Folien haben einen relativ hohen U-Wert von 2. Ein Transmissionswärmeverlust über die Gebäudehülle ist zwar vorhanden, aber relativ gering.
„Im Frühjahr, wenn die Freibadsaison beginnt, wird die Traglufthalle abgebaut und in einem Container verstaut, den wir bei Bedarf ebenfalls zur Verfügung stellen“, erläutert Joy Bausch weiter. „Und im September, wenn die Freibadsaison endet, ist die Traglufthalle binnen drei Tagen wiederaufgebaut.“ Paranet bietet Traglufthallen für alle möglichen Einsatzzwecke an. Neben der Nutzung als Überdachung für Schwimmbäder werden sie auch als Tennishalle, für Beachvolleyball sowie für Feste und Veranstaltungen genutzt. „Unsere Traglufthallen halten ohne Beanstandungen 18 bis 20 Jahre“, betont Joy Bausch. „Und sie können auch gemietet werden.“

Auch bei einer Traglufthalle, die ein Schwimmbecken überspannt, ist eine Lüftungsanlage, wie bei einer normalen Schwimmhalle auch, zwingend notwendig. Dieses muss aber ganz spezielle sicherheitstechnische Anforderungen erfüllen. Heiko Zeuner: „Wenn man von den Temperaturen her in den Frostbereich kommt, wird bei einer Schwimmhalle das Gebläse abgeschaltet. Bei einer Traglufthalle geht das nicht, denn die Halle wird durch den Innendruck in Form gehalten. Bei einem Abschalten würde nach etwa einer halben Stunde die Halle in sich zusammensacken, weil kein Überdruck mehr da ist.“ Denn die Hülle wird ausschließlich durch den Innendruck in Form gehalten. Deshalb gibt es aus Sicherheitsgründen alle Geräte doppelt, falls eins ausfallen würde. Der Druck variiert zwischen 80 und 200 Pascal. Heiko Zeuner: „In den ursprünglichen Vorschriften war ein konstanter Druck vorgeschrieben. Wir haben es in Zusammenarbeit mit dem TÜV geschafft, ein Sicherheits- und Regelungskonzept zu entwickeln, bei dem wir den Druck bedarfsgerecht variieren können, was sich wiederum energiesparend auswirkt.“

Speziell für diese Traglufthalle hat Heiko Zeuner über einen Zeitraum von zwei Jahren ein passendes Lüftungsgerät entwickelt, um die Schwimmhalle mit frischer und entfeuchteter Luft zu beschicken und um möglichst viel Energie, die in die Schwimmhalle hineingegeben wird, wieder zurückzugewinnen. Dazu entwickelte er ein umfassendes Energiekonzept, das aus Luft-Wasser-Wärmepumpen, Kraft-Wärmekopplung und Photovoltaik besteht. Heiko Zeuner: „Damit ist es uns gelungen, eine so große Schwimmhalle energetisch in den Griff zu bekommen, dass wir Gesamtkosten von nur noch 250.000 Euro im Jahr haben. Das ist für ein so großes Becken mit Wasseraufbereitung und Beheizung nicht viel Geld.“

Um den Innendruck variabel fahren zu können, wird der Luftdruck konstant gemessen. Die Halle hat keine Lüftungsschienen, sondern die Luft wird zentral eingeblasen und direkt daneben wieder abgesaugt. „Ich hätte mir gewünscht, dass man die Abluft auf der gegenüberliegenden Seite platzieren kann, aber das ging leider nicht“, so Heiko Zeuner. „Dass Zu- und Abluft nebeneinander liegen, funktioniert aber auch so.“ Das Lüftungsgerät mit den stolzen Maßen von 14,50 m Länge, 3,50 m Breite und 3,50 m Höhe, befindet sich hinter der Traglufthalle. Es ist ein klassisches Entfeuchtungsgerät mit Wärmerückgewinnung. Das heißt es entzieht der Hallenluft die Luftfeuchte, führt frische Luft und die gewonnene Wärmeenergie zurück und leitet das Wasser ab. Der mittlere Block ist ein riesiger Plattenwärmetauscher, der eine Wärmerückgewinnung von 80 % garantiert. So genügt dieses Konzept einer Traglufthalle mit moderner Lüftungstechnik und einem hohen Wärmerückgewinnungsgrad den heutigen Ansprüchen an eine energieeffiziente Betriebsweise.
Planung und Konzeption der Lüftungstechnik: Fachplanungen für technische Gebäudeausrüstung, Heiko Zeuner, Bahnhofstraße 152, 61267 Neu-Anspach, hz@koop-raumzeitg.com, Tel.: 0171 4626822, www.koop-raumzeit.com
Traglufthalle: Paranet Deutschland GmbH, Koenigsallee 7, 14193 Berlin, Tel.: 030 8872769-0, info@paranet-deutschland.de, www.paranet-deutschand.de