Schaut man sich die relevanten Normen und Richtlinien für die Planung der Wasseraufbereitung für Schwimmbäder genau an, stellt man fest, dass ein großer Teil sich ausschließlich mit dem Betrieb der Badewasseraufbereitungsanlage befasst.

Dies gilt sowohl für das ausschließlich privat genutzte Schwimmbad (bsw-Richtlinie „Planung der Wasseraufbereitung für private Schwimmbäder“, DIN EN 16582 und DIN EN 16713) als auch für das ausschließlich öffentlich genutzte Schwimmbad (DIN 19643).

 

Wasserwerte

Grundsätzlich gilt, dass die Anforderungen zur dauerhaften Sicherstellung eines hygienisch einwandfreien Schwimmbeckenwassers einzuhalten sind. Die Zugabe von Wasserpflegemittel, allen voran Desinfektions- sowie pH-Korrekturmittel in den jeweiligen erforderlichen Konzentrationen, stellen dies sicher. Damit diese erforderlichen Konzentrationen im Schwimmbeckenwasser erreicht werden, kommen in vielen Fällen automatische Mess-, Regel- und Dosiersysteme zum Einsatz. Diese Systeme erfassen und regeln kontinuierlich die relevanten Wasserparameter wie freies Chlor, pH-Wert und Redox-Spannung. Auch wenn es sich um automatische Systeme handelt, ist es erforderlich, die Genauigkeit der automatisch erfassten Wasserparameter regelmäßig manuell zu kontrollieren und gegebenenfalls zu justieren.

Eine manuelle Überprüfung der Wasserparameter erfolgt mittels Wasserprüfgeräte, mit denen man einfach, schnell und zuverlässig die wichtigsten Parameter bestimmen kann.

Hierzu gibt es eine Auswahl an Messgeräten. Unabhängig von dem Verfahren – zum Beispiel photometrisch oder mittels einfachem Farbvergleich – ist bei der Messung ein sorgfältiges Vorgehen und das Beachten des Haltbarkeitsdatums der verwendeten Prüfflüssigkeiten oder Prüftabletten entscheidend. In den Anleitungen für die automatischen Mess- und Regelsysteme beschreiben die Hersteller die Vorgehensweise und in welcher Häufigkeit diese Messungen durchzuführen sind.

Unter Berücksichtigung, dass im privaten Schwimmbad die Zugabe von Wasserpflegemitteln gänzlich manuell erfolgen kann, also ohne eine automatische Mess-, Regel- und Dosiertechnik, ist die manuelle Messung und Kontrolle der Wasserparameter die einzige Möglichkeit, die Wasserparameter zu erfassen. Diese sind meist in kurzen Abständen (mindestens wöchentlich) durchzuführen, um die dauerhafte Einhaltung der Konzentrationen im Schwimmbeckenwasser sicherzustellen.

Eine gute Desinfektionswirkung, aber auch eine gute Verträglichkeit für den Badegast sowie gegenüber den Materialien, die mit dem Schwimmbeckenwasser in Kontakt stehen, setzen voraus, dass Schwankungen der Wasserparameter ein zulässiges Maß nicht über- bzw. unterschreiten. Folgende Richtwerte für die Wasserparameter in einem privaten Schwimmbad sind empfehlenswert:

pH-Wert: 7,0 – 7,4
Freies Chlor: 0,3 – 0,6 mg/l *)
Gebundenes Chlor: < 0,2 mg/l *)
Redox-Spannung: > 700 mV *)

*) Diese Werte gelten bei der Verwendung von anorganischem Chlor z.B. als Desinfektionsmittel.

Weitere Wasserpflegemittel – neben pH-Korrekturmittel und Desinfektionsmittel – können erforderlich werden. Hierzu gehören Wasserpflegemittel zur Stabilisierung der Säurekapazität (umgangssprachlich als  Karbonathärte bezeichnet) oder auch Flockungsmittel.  Für private Schwimmbäder sind im Sinne der DIN EN 16713-3 auch teilweise größere Wertebereiche möglich.

Filterlaufzeit

Die Laufzeit der Filteranlage hat einen entscheidenden Einfluss auf die Aufrechterhaltung der Schwimmbeckenwasserqualität. Gemessen an der Größe und am Inhalt eines Schwimmbeckens hat die Filterlaufzeit Einfluss darauf, wie häufig der Inhalt eines Schwimmbeckens (inklusive der Volumina im Wasserspeicher – sofern vorhanden – und in den Rohrleitungen) die Aufbereitungsanlage „durchläuft“.

Voraussetzung dafür ist, dass im Planungsstadium die Auswahl der Filteranlage und der Filterpumpe richtig erfolgt ist. Die tägliche Filterlaufzeit sollte insgesamt mindestens zwölf Stunden betragen, um ein gutes Aufbereitungsergebnis zu erzielen. Es gilt jedoch zu beachten, dass – insbesondere im Außenbad – Einflüsse zu berücksichtigen sind, die eine Verlängerung der Filterlaufzeit erforderlich machen können (zum Beispiel Witterungseinflüsse). Unabhängig von der Lage des Beckens kann auch die Größe und die Form des Pools eine Änderung der Filterlaufzeit notwendig machen. Bei größeren Schwimmbecken und/oder Schwimmbecken mit besonderen Formen können zu kurze Filterlaufzeiten die Durchströmung des Pools stark beeinträchtigen, so dass Bereiche entstehen, die nicht oder nur unzureichend mit Reinwasser durchströmt werden.

 

Filterspülung

Im Kreislauf der Badewasseraufbereitung ist die Filteranlage die einzige Stelle, an der aus dem Wasser die filtrierbaren Schmutz- und andere Belastungsstoffe entfernt werden. Damit die zurückgehaltenen Schmutz- und Belastungsstoffe die Wirksamkeit des Filters nicht beeinträchtigen, muss der Filter regelmäßig gereinigt, das heißt gespült werden. Eine zunehmende Ansammlung dieser Schmutz- und Belastungsstoffe reduziert die Leistung der Filteranlage und führt neben dem Wachstum von Mikroorganismen zudem zu einem höheren Verbrauch an Desinfektionsmittel.

Entsprechend der bsw-Richtlinie „Planung der Wasseraufbereitung für Privatschwimmbäder“ sollte die Filterspülung deshalb mindestens einmal in der Woche für die Dauer von mindestens drei Minuten durchgeführt werden. Die Dauer der Filterspülung und auch die Verfahrensweise selbst können dabei je nach verwendetem Filtersystem variieren. Die angegebene Dauer von mindestens drei Minuten gilt für geschlossene Schnellfilter, welche üblicherweise entweder als Ein- oder Mehrschichtfilter ausgeführt sind.

Die Abstände zwischen den einzelnen Filterspülungen können je nach tatsächlichem Anfall an Schmutz- und Belastungsstoffen verringert werden. Dies ist zum Beispiel häufig bei Außenbädern der Fall, wenn nach einem Unwetter oder starken Winden ein erhöhter Schmutzanfall im Schwimmbeckenwasser vorliegt. Im Übrigen hat die Filterspülung einen weiteren wichtigen Zusatznutzen: Das aus der Filterspülung anfallende und in den Kanal abgeleitete Schlammwasser muss durch Füllwasser in den Schwimmbeckenkreislauf wieder ergänzt werden. Dieser Zusatz an Füllwasser stellt sicher, dass die nicht filtrierbaren Stoffe in ihrer Konzentration begrenzt und damit nicht angereichert werden.

 

Reinigung

Je nach Belastung durch Badegäste, äußeren Einflüssen oder auch dem Füllwasser können Schmutz- und Belastungsstoffe in das Schwimmbeckenwasser gelangen, welche aufgrund ihrer Größe, Konsistenz und weiteren Eigenschaften weder durch den Filter noch durch weitere Aufbereitungsstufen entfernt werden können. Hierbei kann es sich zum Beispiel um Erde oder Textilfasern handeln, die auf den Beckenboden absinken und dort liegen bleiben. Deshalb müssen Böden von Schwimmbecken regelmäßig gereinigt werden. Auch an den Beckenwänden können sich Ablagerungen bilden, die nur durch eine manuelle Reinigung entfernt werden können. Dazu zählt auch der oft auftretende „Schmutzrand“ bei tieferliegendem Wasserspiegel, wie dies bei Schwimmbecken mit Oberflächenreiniger der Fall ist. Es ist ein Trugschluss zu behaupten, dass die Badewasseraufbereitungsanlage alleine für die Sauberhaltung des Schwimmbeckens zuständig ist. Auf dem Beckenboden oder im Wasserspeicher liegende Schmutz- und Belastungsstoffe bieten Mikroorganismen die Möglichkeit, sich anzulagern und zu vermehren. Deshalb ist nicht nur aus optischen und ästhetischen Gründen alleine die Reinigung von großer Bedeutung.

Die Reinigung des Beckenumganges ist aus Erfahrung eine Selbstverständlichkeit, da dieser Bereich in direktem Sichtfeld bei Betreten des Raumes oder des Wellnessbereiches ist. Auf eines ist hier besonders hinzuweisen: Bei der Reinigung des Beckenumganges darf das Reinigungswasser nicht in das Schwimmbecken bzw. in den Kreislauf der Badewasseraufbereitung gelangen. Während dies bei Schwimmbecken mit Oberflächenreiniger mehr Sorgfalt erfordert, kann bei Schwimmbecken mit Überlaufrinne mittels eines Umschaltventils das in der Überlaufrinne ablaufende Reinigungswasser in den Kanal abgeleitet werden. Ein anschließendes Nachspülen sollte jedoch erfolgen, um Reste des Reinigungswassers vollständig zu entfernen.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Es wäre falsch zu sagen, dass ein Schwimmbecken gänzlich ohne bestimmte Tätigkeiten zu betreiben ist. Einige Tätigkeiten beschränken sich auf einmalige festzulegende Einstellungen wie die Filterlaufzeit und die Filterspülung. Die regelmäßig wiederkehrenden und notwendigen Tätigkeiten lassen sich somit auf

  • die manuelle Überprüfung der Wasserparameter und ggf. Justierung
  • die Kontrolle und das Auffüllen von Dosierbehältern/Gebinden
  • die Reinigung des Schwimmbeckens und des Wasserspeichers

zusammenfassen. Diese Tätigkeiten können in Ihrer Häufigkeit wiederum unterschieden werden. Die Überprüfung der Wasserparameter wird bei Schwimmbecken mit einer automatischen Mess-, Regel- und Dosiertechnik in größeren Abständen erforderlich sein als bei Schwimmbecken mit manueller Wasserpflege. Das Kontrollieren und Auffüllen von Dosierbehältern bzw. -gebinden kann aufgrund des erhöhten Bedarfs bei Außenbädern anders sein als bei Innenbädern. Die Reinigung des Schwimmbeckens und des Wasserspeichers – sofern vorhanden – ist stark von der Belastung und den äußeren Einflüssen abhängig.

Anhand der Checkliste wird deutlich, dass der Betrieb überschaubar, nachvollziehbar und keineswegs ein zeitraubender Prozess ist. Wie bei jedem Produkt unterstützt eine regelmäßige mit geringem Aufwand betriebene Überprüfung und Reinigung die Lebensdauer, einen wirtschaftlichen Betrieb und damit die Freude am Schwimmbad.

Frank Eisele*

*Der Autor ist von der IHK Region Stuttgart öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schwimmbad- und Wellnesstechnik sowie Technische Gebäudeausrüstung für Schwimmhallen sowie Mitglied in zahlreichen Branchenausschüssen und -gremien (www.wws-eisele.de).