Die Geschichte des Edelstahls begann vor etwa 100 Jahren: Durch die Kombination von Nickel und Chrom in Verbindung mit einer genau dosierten Wärmebehandlung erzielte man erstmals eine hohe Korrosionsbeständigkeit und zugleich gute mechanische Eigenschaften. Aus den Abkürzungen „V“ für Versuch und „A“ für Austenit entstanden die Bezeichnungen V2A (Crom-Nickel-Stahl, Werkstoff-Nummer 1.4301) und V4A (Crom-Nickel-Molybdän-Stahl, Werkstoff-Nummern 1.4401, 1.4404 und 1.4571). Diese werden häufig als Synonyme für Edelstahl verwendet. Darüber hinaus gibt es im Schwimmbadbereich noch einige höherwertigere Edelstähle wie z.B. die Edelstahlsorten 1.4539 und 1.4462. Diese können wegen ihrer Chloridbeständigkeit auch für Sole- und Thermalschwimmbäder eingesetzt werden. Nachteil: Sie sind sehr teuer und sehr schwer zu verarbeiten und manchmal auch in allen Abmessungen nicht verfügbar.

Seine Korrosionsbeständigkeit verdankt Edelstahl einer chemischen Reaktion: Sauerstoff aus der Luft oder Wasser bewirkt eine Oxidation des fein verteilten Chroms und die Bildung einer hauchdünnen Passivschicht auf der Oberfläche. Sie kann bis zu einem bestimmten Grad Angriffe von aggressiven Substanzen auf die Materialoberfläche abwehren. Wenn sie durch äußere Einwirkungen beschädigt ist, beginnt sie, sich in kurzer Zeit aus der Matrix des Stahls heraus neu zu bilden. Die Korrosionsbeständigkeit wird in erster Linie durch den Chromanteil bewirkt. Eine Steigerung kann auch durch Nickel, Molybdän und andere Legierungselemente erzielt werden. So gibt es eine Reihe von Edelstahl-Sorten, die in ganz bestimmten Legierungsvarianten auf spezielle Anwendungen zugeschnitten sind. Im Schwimmbadbau kommen heute Chrom-Nickel-Molybdän-Stähle zum Einsatz, auch was Einbauteile und Wasserattraktionen betrifft.

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Im Jahre 1970 wurden die ersten Edelstahlschwimmbecken gebaut. In den folgenden mehr als 50 Jahren wurde dieser Werkstoff weiter optimiert und den besonderen Bedingungen im Schwimmbad angepasst. Edelstahlschwimmbecken werden als komplette Einheit mit allen technischen Ausrüstungen von einem Hersteller geliefert. Von Anfang an wurden die Becken mit Bodenkanälen und nach dem Prinzip der Vertikaldurchströmung konstruiert. Die Bodenkanäle sind Rechteckrinnen, die nach oben hin mit abnehmbaren Deckeln versehen sind. Darin sind Ausströmöffnungen eingelassen, über die das aufbereitete und mit Desinfektionsmittel versetzte Reinwasser in das Schwimmbecken eintritt. Bei Sanierungen wird der Beckenboden um die Höhe der Bodenkanäle angehoben, um diese bequem in den neuen Boden integrieren zu können. Ein großer Vorteil von Edelstahl ist die Gestaltungsfreiheit beim Bäderbau. Prinzipiell sind alle Formen und Radien möglich. Auch farbige Beckenteile sind durch Einfärben oder Farbbeschichtungen genauso zu realisieren wie Materialkombinationen mit Kunst- oder Natursteinen.

Was die Beckenkonstruktion betrifft, so finden sich sowohl so genannte selbsttragende Beckenwandkonstruktionen als auch schlaffe Auskleidungen. Der Einbau eines Edelstahlbeckens z.B. in eine vorhandene Betonkonstruktion setzt voraus, dass der vorhandene Baukörper die abzuleitenden Lasten aufnehmen kann. Gerade bei Schwimmbeckensanierungen wird auf diese Technik unter Einsatz von Edelstahl zurückgegriffen. Dabei können neue Edelstahlwände vor die vorhandenen gesetzt und gegen diese abgestützt werden. Sämtliche Schweißnähte werden gebeizt und/oder gebürstet und anschließend auf Dichtigkeit geprüft. Vor dem Befüllen wird das Becken gereinigt und dann noch einmal auf Dichtigkeit hin überprüft. Färbeversuche zeigen, ob die Beckenhydraulik funktioniert.

Bedingt durch den hohen Grad der Vorfertigung ist die Montagezeit auf der Baustelle kurz. Zwar können Schweißarbeiten auch bei niedrigen Temperaturen durchgeführt werden, in der Regel ist aber eine Ausführung von Ende März an zu empfehlen. Zu beachten ist: Die Legierung ist in Abstimmung mit dem Beckenhersteller zu treffen. Des Weiteren ist die chemische Zusammensetzung des Füllwassers genauso von Bedeutung wie die Aufbereitungsmethode des Schwimmbeckenwassers. Ein wichtiger Wert ist dabei die voraussichtliche Konzentration der Chloride im Beckenwasser. Deshalb sollte eine genaue Abstimmung zwischen Bauherrn, Schwimmbadbauer, Architekt und Beckenlieferant erfolgen, was die Wassertemperatur, die Aufbereitungstechnik und die Nutzungsgewohnheiten betrifft.

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Grundsätzlich sind diese genannten Werkstoffe bei richtiger Auswahl und Verarbeitung dauerhaft korrosionsbeständig. Die Güte des Edelstahls wird zum einen durch die Auswahl und die Verarbeitung bestimmt, zum anderen auch durch die Oberflächenbeschaffenheit, durch das verwendete Schweißverfahren und den aufgrund der Benutzung auftretenden Spannungszustand. Oft hört man in dem Zusammenhang den Begriff „Edelstahl Rostfrei“, der assoziiert, Edelstahl könne gar nicht rosten. Wenn also bei einem Edelstahl-Bauteil braune Flecken oder ähnliches auftreten, wird schnell angenommen, dass es sich um einen Verarbeitungsfehler des Herstellers handelt. Obwohl man diese Ursache nicht grundsätzlich ausschließen kann, so zeigt die Praxis immer wieder, dass die Ursachen meist eine mangelnde Wasserqualität und Fehlverhalten des Betreibers ist, die die Probleme verursachen. Edelstahl besteht zum größten Teil aus Eisen und ist eben nicht rostfrei, sondern in einem durch seine Legierung bestimmten Rahmen rostbeständig. Ausschlaggebend für diese Beständigkeit ist die Passivschicht auf der Oberfläche, die den Stahl dauerhaft vor Korrosion schützt. Wird diese Passivschicht jedoch zerstört, verliert der Edelstahl seine Beständigkeit. Allzu häufig werden auch falsche Reinigungsmittel verwendet. Diese erkennt der Fachmann an einer flächendeckenden und gleichmäßigen Verfärbung der Edelstahl-Oberfläche. Auch Fliesenreiniger, die aggressive Säuren enthalten, können den Edelstahl angreifen.

Dem Thema Reinigung und Pflege von Edelstahlbauteilen widmen Poolbesitzer oft zu wenig Aufmerksamkeit. Wie oft wird die Edelstahlspüle in der Küche geputzt? Die Edelstahlbauteile im Schwimmbecken aber so gut wie nie. Bei unproblematischen Beckenverhältnissen reicht es sicherlich aus, wenn man sich zweimal pro Jahr um die Einbauteile kümmert. Problematisch wird es bei Becken, die mit hohen Temperaturen gefahren werden, der pH-Wert zu niedrig ist oder salzhaltiges Wasser eingesetzt wird. Hier muss zumindest einmal im Monat gereinigt werden. Besondere Aufmerksamkeit ist auf Bauteile zu richten, die nicht ständig von Wasser umspült sind. Beispiele sind Leitern oder Überlaufrinnen. Infolge der Austrocknung der Wasserinhaltsstoffe kann es hier zur Konzentration von Chloridionen kommen, die eine erhöhte Korrosionswahrscheinlichkeit bewirken. In diesen Fällen ist eine zweimalige Reinigung pro Woche angebracht. Grundsätzlich sollte gereinigt werden, wenn sich Verfärbungen auf der Edelstahloberfläche gebildet haben. Im Fachhandel bekommt man geeignete Edelstahlreiniger, die genau nach Gebrauchsanweisung eingesetzt werden sollten.

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