Um Missverständnissen vorzubeugen: Chlorfrei heißt häufig nicht chemiefrei. Viele Verfahren basieren auf der Zugabe von Wasserpflegemitteln, die auf anderen Wirkstoffen basieren. Wichtig ist auch zu wissen: Viele der chlorfreien Pflegemittel sind so genannte Kombinationsprodukte. Beispiel Aktivsauerstoff bzw. Wasserstoffperoxid. Dies enthält immer auch ein Zusatzmittel wie z.B. ein Algizid. Das Wasserstoffperoxid allein reicht zur Wasserpflege nicht aus. Erst durch den Zusatz von Algiziden und Flockmittel erzielen die Produkte den gewünschten Effekt. Aktivsauerstoff-Pflegesysteme gibt es im Fachhandel vorportioniert in Granulat- und Tablettenform, aber auch für die automatische Dosierung. Dank der Vorportionierung kann es kaum zu Problemen mit Über- oder Unterdosierung kommen. Auch die Messung des Aktivsauerstoffgehaltes stellt heute kein Problem dar. Ein weiterer Vorteil: Wenn es Probleme mit der Wasserqualität gibt, was gerade bei Freibädern und im Sommer immer mal sein kann, steht immer noch die Option einer Stoßchlorung offen. Denn Aktivsauerstoff verträgt sich, im Gegensatz zu manch anderem chlorfreiem Pflegemittel, auch mit Chlor. Eine Stoßchlorung von Zeit zu Zeit wird häufig sogar empfohlen. Wichtig ist auf jeden Fall, den pH-Wert stabil zu halten. Dieser sollte nicht unter 7,0 und nicht über 7,4 liegen.

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Ein weiteres chlorfreies Pflegemittel, das aber in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nur eine geringe Rolle spielt, ist das Brom. Brom ist pH-unempfindlich und wird gerne als Pflegemittel zum Beispiel für Whirlpools eingesetzt. Anders als Chloramine, also gebundenes Chlor, sind die entsprechenden Bromamine geruchlos, reizen die Schleimhäute nicht und verfügen über eine unverminderte Desinfektionskraft. Brom hat eine grundsätzlich geringere Desinfektionswirkung, und flüssiges Brom wirkt ätzend, sollte deshalb nicht auf die Haut gebracht werden. Deshalb findet man meist in der Anwendung unproblematische Tabletten oder Brom-Sticks, die in einfacher Form zugegeben werden können.

Über Aktivsauerstoff und Brom hinaus gibt es noch weitere chlorfreie Methoden für die Wasserpflege, so z.B. Iod sowie Metall-Ionen auf Kupfer-Silberbasis. Diese besitzen ebenfalls keimtötende Eigenschaften, sind aber, was die Keimtötungsgeschwindigkeit betrifft, sicherlich den Chlorverfahren unterlegen. Zu nennen sind auch noch die Biguanide, kurz BHMB, die zusammen mit einem anderen Mittel, zum Beispiel Wasserstoffperoxid, zugegeben werden.

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Stark im Kommen sind seit einiger Zeit verschiedene Varianten der UV-Desinfektion. Die UV-Anlagen sind in der Aufbereitungsstrecke installiert. Deshalb empfehlen viele Anbieter zusätzlich noch die Zugabe eines Desinfektionsmittels als Depot im Beckenwasser.

Last but not least ist das Ozon zu nennen. Ozon ist das stärkste bekannte Oxidationsmittel und nimmt bei den Pflegemitteln eine Sonderstellung ein. Da es immer vor Ort in einem Generator erzeugt wird, findet der Reaktionsprozess in der Aufbereitungsstrecke und nicht im Beckenwasser statt. Neben Großanlagen für öffentliche Bäder findet man auch zahlreiche kleine Generatoren für Privatbäder. Bei Privatpools wird häufig ein Desinfektionsmittel für die Depotwirkung zugegeben.

Doch die Frage der Wasserqualität sollte nicht nur auf das Desinfektionsmittel reduziert werden: Mindestens genauso wichtig sind Filtration, Beckenhydraulik und pH-Wert. Wenn der pH-Wert nicht richtig eingestellt ist, nützt das beste Desinfektionsmittel nichts. Wenn die Filteranlage nicht richtig ausgelegt ist, wenn zu hohe Filtergeschwindigkeiten gefahren werden und die Filterrückspülintervalle nicht eingehalten werden, dann gibt es Probleme mit der Wasserqualität, die auch ein Desinfektionsmittel nicht oder nur sehr schwer ausgleichen kann. Als Faustregel gilt: Je besser die Anlagentechnik ist, umso weniger Wasserpflegemittel gleich welcher Art müssen eingesetzt werden.

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