Die Nachfrage der Verbraucher nach chlorfreien Wasserpflegemethoden ist nach wie vor ungebrochen. Bei den Anbietern dieser Produkte machen sie mittlerweile einen wichtigen Teil des Umsatzes aus. Bemerkenswert ist: Im Schnitt werden die Chlorfreien deutlich teurer verkauft als klassische Chlorprodukte.
Bereits in den 1980er-Jahren kamen chlorfreie Pflegemittel auf den Markt. Die ersten Versuche hatten schnell gezeigt, dass die verwendeten Rezepturen allein nicht ausreichten, um eine hinreichende Wasserqualität zu erreichen. Erst in Kombination mit einem Zusatzmittel entsteht die gewünschte Wirkung. So sollte zum Beispiel ein Mittel auf Aktivsauerstoffbasis, also Wasserstoffperoxid, immer auch ein Zusatzmittel, beispielsweise ein Algizid, enthalten. Nur das Wasserstoffperoxid allein reicht für die Wasserpflege nicht aus. Erst durch den Zusatz von schaumfreien Algiziden und Zusätzen wie Flockmittel ergibt sich die gewünschte gute Wasserqualität.
Die als Aktivsauerstoff verbreiteten Pflegemittel gehören heute zu den meist verkauften chlorfreien Produkten. In der Regel werden die Produkte heute vorportioniert mit Anwendungs- und Dosierhinweisen verkauft. Im Fachhandel findet man es als vorportionierte Einheiten in Granulat- oder Tablettenform, die zwei oder mehrere Wirkstoffe enthalten. Poolbesitzer brauchen meist nur noch eine Tablette oder einen Beutel Granulat pro Woche ins Wasser geben. Was die Handhabung betrifft, so bestehen heute keine wesentlichen Unterschiede mehr zwischen den einzelnen Familien. Sowohl chlorhaltige als auch chlorfreie Pflegemittel gibt’s sowohl für die Hand- als auch für die automatische Dosierung. Viele automatische Dosieranlagen und die entsprechende Mess- und Regeltechnik sind auf das jeweilige Pflegesystem, egal ob chlorhaltig oder chlorfrei, einstellbar.
Egal ob Chlor oder chlorfreies Verfahren: Voraussetzung für eine funktionierende Wasserpflege ist immer eine gute Wasseraufbereitung mit leistungsfähiger Filteranlage. Als Faustregel gilt: Schmutzstoffe, die vom Filter erfasst und eliminiert werden, brauchen nachher nicht durch die Chemie, egal ob Chlor oder chlorfrei, entfernt werden. Das heißt gute Anlagentechnik spart Chemie und damit Geld. Andersherum: Mängel bei der Filtertechnik und der Beckenhydraulik, gemeint ist die Durchströmung des Beckens und die Verteilung des Wasserpflegemittels, kann durch die Chemie nicht oder nur schlecht ausgeglichen werden. Wird beispielsweise der Filter nicht regelmäßig rückgespült, gibt es schnell Probleme mit der Wasserqualität.
Bei einigen chlorfreien Mitteln haben die Besitzer immer auch die Option, bei Problemen mit der Wasserqualität eine Stoßchlorung durchzuführen. In solchen Fällen ist das Chlor seinen Wettbewerbern überlegen. Eine Stoßchlorung von Zeit zu Zeit wird häufig auch empfohlen. Zu beachten ist immer auch der pH-Wert. Dieser muss stimmen, damit das Desinfektionsmittel wirken kann. Der pH-Wert sollte nicht über längere Zeit unter 7,0 und nicht über 7,4 liegen. Bei einem optimalen pH-Wert ist der Chemieverbrauch gering. Bei einem Wert von über 7,8 nimmt die Desinfektionswirkung des Chlors ab. Andererseits führt ein zu niedriger pH-Wert zu Schleimhautreizungen und zu Korrosion an metall- und mörtelhaltigen Werkstoffen.
Es gibt aber ein chlorfreies Pflegemittel, das pH-Wert unempfindlich ist: das Brom. Selbst bei einem sehr hohen pH-Wert ist das Desinfektionsmittel noch wirksam. Allerdings würde das Wasser dann sehr hautunfreundlich. Deshalb empfiehlt es sich immer, dem pH-Wert große Aufmerksamkeit zu schenken und im empfohlenen Bereich zu halten. Anders als das gebundene Chlor, also Chloramine, sind die entsprechenden Bromamine geruchlos, reizen die Schleimhäute nicht und verfügen über eine unverminderte Desinfektionskraft. Nachteilig ist der höhere Preis. Brom wird im Markt in handelsüblichen Tabletten angeboten. Diese sind sehr langsamlöslich und werden mit Hilfe einer Dosierstation aufgelöst, die im Wasserkreislauf eingebunden ist.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere Verfahren über Aktivsauerstoff und Brom hinaus: zum Beispiel Metallionen auf Kupfer-Silberbasis, die ebenfalls keimtötende Eigenschaften aufweisen. Zu beachten ist allerdings die relativ langsame Keimtötungsgeschwindigkeit. Verschiedene handelsübliche Zubereitungen enthalten geringe Mengen von Silber oder Silberverbindungen zur unterstützenden Wirkung. Des Weiteren ist die UV-Strahlung zu nennen, die gerne als Zusatzmethode im Bereich der Aufbereitungsstrecke eingesetzt wird. Wenn UV als alternative Methode ohne Chlorzugabe eingesetzt wird, findet man sie meist in Verbindung mit einem zweiten Verfahren, zum Beispiel Ozon. Als Depotwirkung sollte zusätzlich ein Desinfektionsmittel ins Beckenwasser gegeben werden.
Des Weiteren werden Biguanide angeboten, die meist mit einem anderen Mittel, zum Beispiel Wasserstoffperoxid, zugegeben werden. Korrekt heißt das Mittel Polimere Hexamethylen Biguanide, kurz PHMB. Von ihrem Wirkungsspektrum stellen sie nur teilweise einen Ersatz für Chlor dar, da mit Biguaniden Algenbildungen nur schwer kontrollierbar sind. Ferner sind Biguanide keine Oxidationsmittel, so dass der Abbau von organischen Verunreinigungen wie Schweiß und Urin nicht erfolgt. Biguanide sind im Wasser sehr beständig, müssen aber aufgrund des Wasseraustausches regelmäßig nachdosiert werden. Auch bei diesem Verfahren muss die Konzentration im Wasser regelmäßig kontrolliert werden. Zu geringe Mengen bewirken eine nicht ausreichende Desinfektionswirkung, zu große Mengen können Augenreizungen und Geschmacksprobleme hervorrufen. Wichtig ist auch: Biguanide vertragen sich nicht mit Chlor-, Brom-, Kupfer- und Silberverbindungen. Es sollte also sicher gestellt sein, dass solche Pflegemittel nicht im Wasser sind. Die meisten Hersteller empfehlen zusätzlich zu den Biguaniden die Verwendung von Wasserstoffperoxid zum oxidativen Abbau von wasserlöslichen Verschmutzungen und zur Algenprophylaxe.
Last but not least ist das Ozon zu nennen. Ozon ist das am stärksten bekannte Oxidationsmittel und nimmt bei den Pflegemitteln eine Sonderstellung ein. Ozon wird immer vor Ort in einem Reaktor erzeugt. Die chemischen Reaktionen finden in der Aufbereitungsanlage und nicht im Beckenwasser statt. Früher wurden Ozongeneratoren nur in großen öffentlichen Bäderanlagen eingesetzt. Das liegt zum einen am Preis, aber auch an der anspruchsvollen Anlagentechnik. Seit einigen Jahren bietet die Industrie auch Generatoren für Privatbäder an. Oft wird ein Ozongenerator in Verbindung mit einem Aktivkohlefilter betrieben, um das Ozon wieder aus dem Wasser zu entfernen. Als Depotmittel sollte dann zusätzlich noch ein Desinfektionsmittel, beispielsweise Wasserstoffperoxid, ins Beckenwasser selbst zugegeben werden.