Der Anspruch des Bauherrn war klar definiert: Reduktion auf das Wesentliche. Vor allem bei seiner Schwimmhalle. Wie die aussehen sollte, dafür gab es auch ein Vorbild: Die Therme Vals in Graubünden hatte es ihm angetan. Minimalismus in Perfektion. Für alle, die die Therme Vals jetzt nicht vor Augen haben: Ein einziger Stein kleidet scheinbar die Flächen aus. Das Wasser wird vor allem durch Licht- und Schattenspiele in Szene gesetzt. Der berühmte Schweizer Architekt Peter Zumthor realisierte innerhalb der alten Kuranlage einen beeindruckenden Baukörper nach dem Motto „Felsblöcke stehen im Wasser“. Vermittelt wird die Vorstellung eines Steinbruchs, aus dem einzelne Blöcke herausgeschnitten sind, so dass zwischen den übereinander gestapelten Blöcken Kavernen entstehen. Das Gebäude erscheint deshalb wie ein einziger ausgehöhlter Stein. Das Zentralbad befindet sich im Zentrum von Blöcken innerhalb der Gebäudehülle, die von zurückgesetzten, in Höhlungen gestellten Glasfassaden abgeschlossen wird. Die Therme sollte nach den Vorstellungen des Architekten kein Erlebnisbad werden, sondern ein „Erfahrungsbad“, das auf das Wesentliche reduziert ist und bei dem die Atmosphäre umso stärker auf die Sinne der Badenden einwirken kann.

Genau dieses Konzept wollte der Bauherr auch bei seiner Schwimmhalle verwirklicht sehen. So entwarf das beauftragte Architekturbüro DDJ Döring Dahmen Joeressen eine Schwimmhalle, deren Erscheinungsbild an die Therme Vals angelehnt ist, ohne dieses zu kopieren. „Das neu zu bauende Wohnhaus wurde in den Hang hineingeschoben“, erzählt Bettina Knüvener, die für das Architekturbüro DDJ das Projekt betreute, „wobei die Schwimmhalle im Tiefgeschoss positioniert ist.“ So verfügt der Raum konsequenterweise über keinerlei Tageslicht und keine direkten Leuchtquellen. Er wird nur über die Scheinwerfer im Becken erleuchtet. Dies vermittelt dem Raum eine ganz eigene, fantastische Atmosphäre. Die LED-RGB-Scheinwerfer im Becken hüllen die Wasserfläche in ein Farbenmeer, wobei die bevorzugte Farbe Blau ist. Aber auch alle anderen Farben können an der Steuerung realisiert werden.

Wie das Vorbild in Vals genügt ein einziges Material, um das Becken, den Umgang und die Wände auszukleiden. Natürlich wurde kein Valser Gneis verwendet, sondern zum Einsatz kommen Anthrazit graue Moser-Fliesen, die das Schwimmbecken auskleiden, aber auch den Umgang und die Wände. Die Platten sind ohne Versatz die Wand hochgeführt. So wirkt der ganze Raum wie aus einem Steinblock gehauen. Die Farbgebung findet sich übrigens auch im Wohnhaus wieder. Die massive Wandfläche wird nur von einem beleuchteten Wasserfall unterbrochen, der aus der Wand tritt. Das hinabstürzende Wasser verursacht Wellenbewegungen und erzeugt changierende Blautöne auf der Wasseroberfläche. So wird das intensive tiefgründige Blau des Beckens durch hellere Blautöne durchbrochen.

Ospa_2.jpg

Bei dem Pool, ein konventionell erstelltes Ortbetonbecken mit Verbundabdichtung, handelt es sich um ein Skimmerbecken, 11 x 4 m groß, wobei sich der Beckenkörper vor der Treppenanlage auf 5 m verbreitert. So geht für den Einstieg keine Schwimmfläche verloren. Die zwei High Level-Skimmer aus dem Ospa-Programm, erläutert Gerhard Heckmann von Ospa Schwimmbadtechnik, ermöglichen einen für ein Skimmerbecken ungewöhnlich hohen Wasserspiegel. Um die gewünschte Lichtwirkung im Pool zu erzeugen, kommen immerhin acht LED-RGB-Scheinwerfer mit DMX-Steuerung im Becken zum Einsatz. „Der Bauherr ist ein Kunstliebhaber und weiß natürlich, dass es sehr viele Blautöne gibt“, erläutert Gerald Haunz vom Schwimmbadbau-Unternehmen Aquabonn. „Speziell im Wasser wirkt natürlich jede Farbe anders. Am Display kann der Bauherr die Farbtöne in allen Nuancen ganz nach Wunsch regeln.“

Zur weiteren Ausstattung des Beckens gehören eine doppelflutige Ospa-Gegenstrom- und eine -Massageanlage mit vier Düsen, die auf der Einstiegsseite installiert ist. Zwei Haltestangen im Becken erlauben gymnastische Übungen.

Die Ospa-Schwimmbadtechnik ist auf der gleichen Ebene im Technikraum untergebracht. Zum Einsatz kommt das gehobene Programm für Privatschwimmbäder mit EcoClean-Filter, Desinfektionsanlage BlueClear und Dosierstation für pH-Korrekturmittel. Über die Poolsteuerung Ospa-BlueControl kann der Bauherr bequem seine Wasserwerte abrufen, bei Bedarf korrigieren und auch die Scheinwerfer und die Wasserattraktionen ansteuern. Auch die Herget-Lüftungsanlage ist im Technikraum untergebracht. Ausgewählt wurde eine leistungsfähige Entfeuchtungsanlage mit Wärmerückgewinnung, erzählt Gerald Haunz, um die Fenster- und Raumflächen beschlagsfrei zu halten. Schlitzschienen vor den zwei Fensterflächen, die für den Laien kaum erkennbar sind, bringen warme und entfeuchtete Luft in den Raum. Die Abluft wird über eine Schattenfuge oberhalb des Wasserfalls abgesaugt.

Ospa_3.jpg

Um in der Schwimmhalle noch Dusche und WC unterbringen zu können, wurde ein Serviceblock geschaffen, der diesen Funktionsbereich von der Schwimmhalle abtrennt und der von der Schwimmhalle auch nicht einsehbar ist. „Der Serviceblock sollte so rein wie möglich gehalten werden“, erzählt Bettina Knüvener. Eine Beleuchtung war erwünscht. In der Wand vom Serviceblock wurden Sichtfenster geschaffen, durch die das Licht mittels Streuscheibe diffus aus dem Block heraus schimmert. Über eine Treppe gelangt man vom Wohnbereich hinunter bis zur einer Glasscheibe, geht rechts durch eine Schleuse, denn natürlich ist die Schwimmhalle klimatechnisch vom übrigen Wohnhaus abgetrennt, gelangt in den Duschbereich und von dort in die Schwimmhalle. Die zweite Glasscheibe trennt den Fitnessbereich von der Schwimmhalle, den man über den darüberliegenden Gymnastikraum erreicht. In der Etage darüber befindet sich außerdem noch eine Klafs-Saunakabine, die diesen Wellnessbereich vervollkommnet.

Fotos: Jens Vievering

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe: