Dänemark ist bekanntermaßen die Heimat guten Designs. Als Hot-Spot für Golf-Fans sind unsere nordischen Nachbarn weniger bekannt. Dabei ist gerade hier auf der Ostseeinsel Fünen eine der tollsten Golf-Anlagen Europas beheimatet. Das Great Northern ist ein Golf-Resort der Extraklasse mit einem 18-Loch-Platz, dem Clubhaus und einem Hotel. Sowohl Freizeit-Golfer als auch ambitionierte Spieler werden mit dieser Anlage angesprochen, die aber für beide Zielgruppen eine Herausforderung darstellt, denn der große Belt, die Meerstraße Dänemarks, ist nur 500 m entfernt und bläst viel Wind über die 18 Löcher. Für die Anlage zeichnete Nicklaus Design verantwortlich, einer der berühmtesten Golf-Architekten der Gegenwart. Das Clubhaus und vor allem das Hotel weisen eine Architektur auf, die es in sich hat: Insgesamt 15 Gebäude gehören zum Ensemble, die in einem unverwechselbaren nordischen Design gehalten und mit ihren Spitzdächern und großen Fensterfronten ganz auf die grandiose Natur ausgerichtet sind.

„Die Architektur sollte einzigartig sein, war die zentrale Vorgabe des Bauherrn“, erzählt Otto Wagner, Projektleiter beim beauftragten Architekturbüro Archidea aus Odense. Die Spitzbogen-Architektur ist einerseits eine Reminiszenz an eine vergangene Epoche, als skandinavische Architektur in ganz Europa viel Aufmerksamkeit erregte. Sie erinnert an typische nordische Hausformen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die wiederum an Loft- und Speichergebäude des Mittelalters angelehnt waren. Außerdem werden Ähnlichkeiten zu den Bootshäusern der Wikinger deutlich, die im Winter hier ihre Boote unterstellten. Dabei wurden die bis zu 25 m langen Schiffe nebeneinander und hochkant an die Häuser gestellt, um zusätzlichen Schutz vor dem nordischen Winter zu bieten. Genau diese Tradition wird mit der Architektur der Gebäude aufgegriffen. Andererseits soll sie auch die Transformation in eine neue Epoche darstellen und steht im gewollten Kontrast zu der grandiosen Landschaft. Trotz ihrer enormen Größe wirken die Gebäude dank der Holzkonstruktion, der Naturmaterialien und der bis zu 14 m hohen Glasscheiben leicht und filigran. „Wie ein Vogel, der die Flügel ausbreitet und zum Flug ansetzt“, zieht Otto Wagner einen Vergleich aus der Tierwelt.

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Seit 2019 steht den Gästen der 4.500 m2 große Spa zur Verfügung, der von Klafs und seiner Tochterfirma SSF Schwimmbad GmbH geplant und umgesetzt wurde. Allein die Wasserwelt umfasst sieben Becken: Innen- und Außenpool mit Infinity-Rinne, Terrassenpool mit Ausblick in die Landschaft, Warm- und Kaltbecken, Solebecken und der Whirlpool. Otto Wagner hatte sich an die Firma SSF gewandt, die Planung und Bau der Wasserwelt übernehmen sollte. „Die Entwurfsplanung stand bereits“, erzählt Rolf Petersen, der für das Projekt bei SSF verantwortlich zeichnete. „Auch die Zahl der Pools und deren Größe war fixiert.“ Jetzt ging es um die technische Detailplanung. Zum Beispiel, welches Beckensystem zum Einsatz kommt. Zuerst waren Betonbecken angedacht. Dann folgte der Architekt dem Rat von Rolf Petersen und entschied sich für PVC-Becken aus dem Programm von Vario Pool System. Die Becken stehen aufgeständert im Untergeschoss des Spa-Gebäudes und ragen 4 m bis auf die Schwimmhallenebene empor. Denn der ganze Gebäudekomplex ist komplett unterkellert. Hier befindet sich neben der Schwimmbadtechnik auch ein Teil der Wellness-Anlage.

Allein der Indoor-/Outdoorpool misst insgesamt 25 x 8 m und ist üppig mit Wasserattraktionen von uwe JetStream ausgestattet: Massagedüsen und zwölf Sprudelliegen sowie eine Kaskade im Außenbereich sind nur einige der Attraktionen. Die beiden Becken werden durch eine große 10 m hohe und durchgehende Glasfassade voneinander getrennt, die vom Beckenboden bis zum Dachgiebel reicht. Über eine Durchschwimmschleuse sind beide Becken miteinander verbunden.

Auch bei den übrigen Becken ließen sich die Planer etwas Besonderes einfallen. So wird das Warmbecken wie ein japanisches Onsenbad mit 40° Celsius betrieben. Das heiße Wasser regt die Durchblutung der Haut an und Muskelverspannungen lösen sich. Die intensive Wärme des Wassers durchdringt alle Fasern des Körpers und leitet eine wohltuende Entspannung ein. Wechselt man dann in das Kaltbecken mit 12° Celsius, wird der Kreislauf intensiv angeregt und man hat das Gefühl, als ob Ameisen über die Haut laufen. Ein Highlight ist auch das Solebecken. Bei vielen Solebecken sind 2 bis 3 %ige Sole üblich. Der Pool im Great Northern-Spa, so Rolf Petersen, hat die maximal mögliche Solekonzentration von 27 %, vergleichbar mit dem Salzwasser im Toten Meer. In diesem Wasser kann man nicht mehr schwimmen, sondern man treibt entspannt auf der Oberfläche und genießt die wohltuende Wärme.

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Der Wunsch der Planer, nicht eine der üblichen Hotel-Spa-Anlagen zu kreieren, sondern ein Unikat zu schaffen, das im Spa-Bereich einmalig in Nordeuropa ist, sieht man in jedem Detail. So kann man bei allen sieben Becken nicht erkennen, dass es sich um PVC-Kunststoffbecken handelt. Denn die Beckenoberflächen und auch die Rinnen wurden von der Firma KMD mit Silberquarzit-Platten ausgekleidet. Das Silberquarzit ist so behandelt, dass die Oberflächen die Belastungen durch das Chlorwasser und sogar das hochkonzentrierte Solewasser vertragen. Rolf Petersen besuchte mit den Architekten extra ein Referenzobjekt von Klafs und SSF: das Schlosshotel Friedrichsruhe. Der große Pool im Schlosshotel ist schon seit vielen Jahren mit Silberquarzit ausgekleidet, ohne dass es zu Beanstandungen gekommen ist. Im Gegensatz dazu kam in den Umgängen des Great Northern ein schwarzer Granit Nero Assoluto zum Einsatz.

Auch die Technik für die Schwimmbecken ist sehr aufwendig ausgeführt. Jeder Pool hat natürlich seine eigene Aufbereitungsanlage. „Die Dänische Norm ist wesentlich strenger als die deutsche DIN“, erläutert Rolf Petersen. So müssen die Becken beispielsweise mit wesentlich höheren Umwälzleistungen gefahren werden. Das sind beim großen Becken zum Beispiel 350 m3. Riesige amerikanische Defender-Filterkessel und Pumpen sowie die Ospa-Wasseraufbereitungstechnik mit BlueClear-Desinfektionsanlagen und BlueControl-Steuerungen garantieren den Badegästen eine optimale Badewasserqualität.

Auch die Saunaanlage mit Klafs-Kabinen lässt keine Wünsche offen: Drei Saunen inklusive Eventsauna, ein Salz- und ein Aromadampfbad sowie das Dampfbad „D12 Vario“, das eine Kombination aus Dampf- und Wannenbad darstellt, stehen zur Verfügung. Letzteres ist ebenfalls wie ein japanisches Onsenbad ausgeführt, das heißt mit 40° Celsius heißem Wasser gefüllt. Eine Horizontaldusche und Fußbäder komplettieren die Ausstattung. Der angrenzende Ruhebereich mit mehreren Liegebänken lädt zum gemütlichen Entspannen ein. Ein Highlight ist die „Sway“-Entspannungsliege, auf der die Gäste sich mit sanften Pendelbewegungen an den Schlaf wiegen lassen können. Oder sie genießen im „eVitarium“ ein außergewöhnliches Badevergnügen: Im eVitarium fließt feiner elektrischer Strom durch die Wanne. Das Öffnen kleiner Blutgefäße wirkt durchblutungsfördernd, und die Muskeln werden besser mit Nährstoffen versorgt. Per Touch-Steuerung können Badeprogramm und Stromstärke geregelt werden. Auch das benachbarte „Sanospa“ ist eine Wanne mit fantastischen Möglichkeiten: 36 starke Düsen massieren den Körper – je nach Einstellung entspannend oder vitalisierend.

Nach der Übergabe zeigte sich Otto Wagner sehr zufrieden mit der Ausführung. Das spezielle nordische Design, das die ganze Anlage kennzeichnet, findet sich auch im Spa wieder, und die hohen Ansprüche der Bauherren wurden perfekt umgesetzt. Zum Schluss weist der Architekt noch auf ein interessantes Detail hin: Wenn man am 24. Juni, dem längsten Tag und der kürzesten Nacht des Jahres, abends im Außenpool schwimmt, steht die Sonne genau über der Spitze des Spa-Gebäudes und leuchtet wie ein Scheinwerfer in die Schwimmhalle. Wie ein Licht aus einer anderen Welt. Fotos: Hotel Great Northern

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